Wir sind wieder an der University of Education in Winneba – und überwältig. In den vergangenen sechs Monaten hat sich die 22-köpfige Crew nicht nur mit den neuen Webstühlen vertraut gemacht. Sie hat auch mit unterschiedlichen Garnen experimentiert und Stoffe mit diversen Mustern entwickelt. Insofern müssen wir bei unserem zweiten und abschließenden Ausbildungsmodul mit Andreas Möller von FLYING8 nichts wiederholen, sondern können gleich in die Vollen gehen: Welches Garn eignet sich für welche Muster, wovon hängen Reißfestigkeit und Lichtechtheit ab, welche Strukturen sind interessant, um im Nachhinein bedruckt zu werden?

Um nicht unnötig viel Garn zu verbrauchen, bauen die Auszubildenden mehrere Holzwebstühle mit einer maximalen Breite von 50 Zentimetern auf. Zudem beschäftigen sie sich mit WeavePoint, einer Software zum Erstellen, Bearbeiten, Analysieren und Archivieren von Textilmustern und Farbverläufen. Die Idee kam nicht von uns, sondern von den Studierenden selbst. Sie wollen weiterkommen, übernehmen Verantwortung, entwickeln Visionen. Besser kann es nicht laufen.

„AFRIKA WIRD HIERZULANDE ALS KRISEN-KONTINENT WAHRGENOMMEN. MANCHMAL ERTAPPE ICH MICH DABEI, IHN AUCH SO ZU SEHEN. DOCH WENN ICH IN BENIN, SENEGAL ODER GHANA MIT MENSCHEN SPRECHE, ERLEBE ICH GERADE IM URBANEN RAUM GANZ VIEL AUFBRUCH. WIR SOLLTEN DEN KONTINENT NICHT UNTERSCHÄTZEN, ER IST JUNG, BILDUNGSHUNGRIG, DIGITAL UND VOLLER POTENTIALE.“ – Rahmée Wetterich

Während Andreas Möller unterrichtet, intensivieren wir zusammen mit Ghana-Projekteiter Osuanyi Quaicoo Essel nicht nur die Kontakte zu lokalen Modedesignern und Textilunternehmen. Wir fahren auch Richtung Norden, um eine Weber-Community in Tamale, Hauptstadt der Northern Region, kennenzulernen. Die Leiterin ist an unserem Train-the-Trainer-Programm interessiert und sieht sofort, welche Chancen sich für ihre 26 Weberinnen und Weber durch die großformatigen Webstühle ergeben.

Zur Erinnerung: Ghana ist ein Land der Weber – und doch ist es schwer, mit diesem Handwerk seinen Lebensunterhalt zu verdienen. Webstühle sind oftmals alt, schwer zu bedienen, kaum zu reparieren und nur für die Anfertigung von Accessoires wie Gürtel, Schals und Taschen geeignet.

Bislang experimentieren die Auszubildenden mit preiswertem Garn.
Um so größer ist die Vorfreude auf die baldige Lieferung von erstklassigem Bio-Garn aus Mali,
durch das die Webbilder noch feiner ausfallen werden.

Wenn alles nach Plan läuft, können wir im November mit der Ausbildung starten und unsere dann fertig ausgebildeten Trainer und Trainerinnen auf einen ihrer ersten Einsätze schicken.